Wenn ich in der Manege stehe, oder auf einer Bühne, dann spreche ich laut. Ich will ja, dass mich alle hören. Ich bin mir in dem Moment meiner Rolle und meiner Funktion bewusst.

Wenn ich Kinder oder Erwachsene zu mir nach vorne bitte, ist das oft ganz anders. Auch wenn sie wirklich freiwillig nach vorne kommen, sind sie doch nicht so sicher, was ihre Rolle ist und ob sie wirklich jemand hören soll. So sprechen sie leise und machen sich kleiner als sie sind.

Und selbst wenn ich sie ermutige, laut zu antworten und direkt danebenstehe, und mir Mühe gebe, verstehe ich nicht immer alles, was mir gesagt wird.

Als ich aber merkte, dass mir das immer häufiger passiert, bin ich zum Arzt. Und so wie vor Jahren ein Augenarzt feststellte, dass mir eine Brille helfen würde, die Welt klarer zu sehen und weniger Kopfweh zu haben, so erklärte mir nun auch ein Ohrenarzt, dass es auch für die Ohren Geräte gibt, die das Verstehen leichter machen.

Zunächst bin ich ein bisschen erschrocken. Hörgeräte? In meinem Alter? Und dann habe ich mich beraten lassen. Mittlerweile möchte ich meine Helferlein nicht mehr missen. Ja, sie helfen mir, meine Mitmenschen besser zu verstehen und auch die ruhigeren Stimmen wieder klarer zu hören. Und sie haben mich selbst wieder etwas leiser werden lassen. Weil ich ja auch mich selbst nun lauter hören kann.

Ja, manchmal ist es gar nicht so einfach, zuzugeben dass man Hilfe braucht. Zu erkennen, dass ich manchmal nur so laut war, weil ich mich selbst nicht gehört habe. Und es gibt immer noch Momente, wo alles ein bisschen kompliziert scheint und ich mir einen Satz Extra-Ohren wünsche, schon allein aus Platzgründen, weil da nun Brillenbügel, Maskenbändel, das Gummi der Clownsnase und eben auch noch die Hörgeräte dran hängen.

Wenn ich Kindern erzähle, dass ich Hörgeräte trage, erlebe ich ganz unterschiedliche Reaktionen. Manche schätzen mich gleich einige Jahre älter. Andere meinen, es passt zu mir, genauso wie die Brille und der etwas zu dicke Bauch. Und da haben sie recht, denn darum geht es ja – und das ist, was ich vermitteln möchte: Ich bin ich – und du bist du!

Jeder Mensch ist einzigartig, jeder hat Fähigkeiten, Dinge die er oder sie gut kann. Und ich hab so wie jeder andere auch Bereiche, an denen ich noch arbeiten kann, oder bei denen ich mir helfen lassen muss – und darf.  Und wer das verstanden hat, der kann auch wieder mutig in der Manege stehen…