„Du bist ja ein echter Mensch!“, meinte einmal ein kleiner Junge überrascht, als er nach der Vorstellung nach vorne kam, um sich ein Ballontier abzuholen. Ich lächelte ihn an und meinte „Ja, toll gell? Und du? Bist du ein echtes Kind?“ – worauf er heftig nickte und dann grinste – und seine Welt war wieder in Ordnung.

Vielleicht sollten wir uns diesen Moment öfter gönnen, nicht nur bei Clowns: Den anderen so lange betrachten, bis wir merken, dass er ein „echter Mensch“ ist. Egal, ob Kind, ob Clown, ob Polizist, Verkäufer, Geflüchteter, Politiker, Zugereister, Einheimischer …

Dass Clowns auch “echte Menschen” sind, hab ich selbst schon als Kind erleben dürfen. Der Circus Krone war in der Stadt – und mit dabei Pierino, ein zauberhafter Clown, der mit einem Brummkreisel und einem Nilpferd für Staunen und Lachen sorgte.

Ich wollte diesen tollen Clown unbedingt auch persönlich treffen. Mein Vater machte mir Mut und  drückte mir eine Schachtel mit Eiern vom elterlichen Bauernhof in die Hand, damit ich nicht mit leeren Händen dastand. Und so radelte ich die wenigen Kilometer zum Circus und fragte mich dort durch, bis ich vor Pierinos Wohnwagen stand.

Ein wenig aufgeregt war ich schon, aber Eier ausliefern, das konnte ich! Also klopfte ich am Wohnwagen, bis mir ein freundlich blickender Mann öffnete. Da stand er, ganz ohne Schminke, einfach ein echter Mensch. Ich gab ihm mein Mitbringsel und bedankte mich für die schöne Vorstellung. Er hörte mir zu und dankte für die Eier. Es war nur ein kurzer Moment und doch eine Begegnung von Mensch zu Mensch, die mir noch lange nachging.

Auch vier Jahre später, als Circus Krone erneut bei uns in Bad Kissingen gastierte, suchte ich Pierino noch einmal mit einer Schachtel Eier auf. Ob er sich noch an unser erstes Treffen erinnerte? Ich weiß es nicht, aber er war genauso fröhlich, freundlich und liebenswert wie beim ersten Mal. 

An dem Abend war ich sicher: So ein Clown wollte ich mal werden…  und wer hätte gedacht, dass das gar keine so „verrückte“ Idee war.