„Was willst du mal werden, wenn du groß bist?“ ist eine Frage, die ich Kindern in meiner Show immer stelle. Und die Antworten sind immer ganz unterschiedlich. Je nach Alter der Kinder wollen sie zum Beispiel „Erzieherin“, „Fußballer“ oder „Tierärztin“ werden, die größeren auch mal „Architekt“ oder „Anwalt“, bei jüngeren kommt auch öfter mal „Polizei“, „Feuerwehr“ und „Krankenwagen“. Jedes Kind hat so seine Ideen und Träume.

Ich weiß noch gut, dass ich als Bub Landwirt werden wollte, wie mein Papa. Später dann „alles außer Landwirt“, um mich etwas abzugrenzen. „Irgendwas mit Menschen“ sollte es sein und dann wurde langsam „Jongleur“ oder „Künstler“ draus. Und irgendwann merkte ich, dass ich das auch selbst in der Hand hatte. Die Dinge, die ich in der Schulzeit machte, legten Grundlagen für meine spätere Berufswahl. So stand ich in der Theatergruppe gerne mal im Rampenlicht und arbeitete in der Schülerzeitung an Layouts und Texten und engagierte mich als Tutor für die jüngeren Schüler und organisierte Spielenachmittage.

Mit 18 Jahren hatte ich einen schweren Autounfall, mit Trümmerbrüchen und vielen Wochen im Krankenhaus. Ich erinnere mich noch gut an den Arzt, der mich freundlich fragte „Und, was wollen Sie mal nach der Schule machen?“ Ich antwortete mit „Ich bin Jongleur.“

Mit einem Blick auf meinen zusammengeschraubten linken Arm meinte er „Ich glaube, Sie waren Jongleur…. Es gibt ja noch so viel anderes“. In dem Moment drohte für mich eine Welt zusammenzubrechen. Erst war ich traurig, dann ärgerlich, dann trotzig… und begann wieder zu üben, so gut es eben ging. 

Das Ellenbogengelenk hat einiges von seiner Beweglichkeit eingebüßt. Anfangs war es schwer, mit der linken Hand den Löffel zum Mund zu bekommen. Heute fällt es im Alltag kaum noch jemandem auf, dass ich meinen linken Arm nicht voll durchstrecken kann. Noch in der Klinik fing ich an, wieder mit Bällen zu werfen. An manchen Nachmittagen waren die Schwestern ganz genervt, weil ich immer klingeln musste, wenn wieder ein Ball aus dem Bett gefallen war…

Mein persönliches Highlight war dann gegen Ende der Reha-Zeit. Ich konnte noch nicht ohne Gehhilfe laufen, aber stehen ging schon freihändig. Und so bat ich in der Cafeteria der Kurklinik um Aufmerksamkeit, stakste auf Krücken in die Mitte des Raumes, und ließ mir dann von meinem Zimmernachbarn drei Jonglierbälle reichen. Und da stand ich drei Monate nach meinem Unfall und dem negativen Urteil des Arztes und jonglierte wieder. 

Auch wenn ich heute meist ganz andere Dinge auf der Bühne mache, so eine kleine Dreiball-Jonglage habe ich ganz oft noch mit in meinem Ablauf. Einfach, weil ich’s kann. Und weil es mich erinnert, wie wichtig es ist, an seine Träume zu glauben und etwas dafür zu tun, egal, ob die Umstände günstig sind.